Einleitung
Inhalt
Warum ein Buch über Graphentechnologien in den digitalen Geisteswissenschaften?
Graphentechnologien sind hervorragend für die Modellierung, Speicherung und Analyse hochvernetzter Daten geeignet. Obgleich als Konzept schon länger etabliert, erlebten sie mit dem Aufkommen des Internets und der Social-Media-Welle einen Aufschwung. Gegenüber relationalen Datenbankmodellen, bei denen die Daten in miteinander verknüpften Tabellen gespeichert werden, sind die Informationen in Graphdatenbanken in Knoten und Kanten modelliert und auf Speicherebene auch genau so abgelegt. Mit diesem, einer Mind-Map sehr ähnlichen Modell lassen sich Forschungsdaten und Forschungsfragestellungen in einer Weise modellieren, die dem menschlichen Denken oft sehr nahe kommt.
Gerade in den digitalen Geisteswissenschaften gelingt es mit dem Graphenmodell bei der Modellierung und Strukturierung von Forschungsdaten und Forschungsfragestellung die Kluft zwischen Informatiker und Geisteswissenschaftler zu schließen, da der Graph eine für beide Seiten verständliche Plattform bietet. Für den Informatiker ist er hinreichend genau und berechenbar und für den Geisteswissenschaftler wegen seiner Schema- und Hierarchiefreiheit ausreichend flexibel. Gerade diese Eigenschaften, mit denen sich die beiden zentralen Zweige der Digitalen Geisteswissenschaften vereinen lassen, machen Graphen zu einem Schlüsselkonzept der Geisteswissenschaften des 21 Jahrhunderts.
Warum ein Buch auf github?
Geschwindigkeit. Die Digitalisierung unserer Gesellschaft spielt sich in einem rasanten Tempo ab. Diese Geschwindigkeit ist zu einem gewissen Teil auch im Bereich der digitalen Geisteswissenschaften zu spüren. Auch dieses Buch sollte eigentlich ganz traditionell gedruckt werden. Die Entwicklung verläuft aktuell aber so rasant, dass sich schon während der Phase des Lektorats technische Neuentwicklungen ergaben, die berücksichtigt werden mussten. Außerdem sollte das Buch in einer kostenlosen Open-Access-Fassung zur Verfügung stehen, da die für mich wichtige Zielgruppen der wissenschaftlichen Mitarbeiter und Promovierenden oft finanziell nicht optimal ausgestattet sind.
Die Publikation über Github Pages bietet einerseits ein am Computer gut lesbares Format und die kostenlose Bereitstellung im Internet. Andererseits können aktuelle Entwicklungen in das Buch eingearbeitet werden. Da die Änderungen in git vorgenommen werden, sind sie für alle Nutzer transparent nachvollziehbar.
Zum Aufbau des Buches
Das vorliegende Buch ist als Studienbuch konzipiert und richtet sich an Studierende, Lehrende und Wissenschaftler gleichermaßen.
Zu Beginn wird anhand einfacher Beispiele in die Grundlagen der Graphentechnologie eingeführt und die Verwendung von Graphdatenbanken erklärt.
Im nächsten Abschnitt werden Beispiele für die Modellierung und den Import bereits vorhandener Forschungsdaten aus den Projekten Nomen-et-Gens und den Regesta Imperii in eine Graphdatenbank vorgestellt. Anschließend wird auf ein aktuelles Forschungsvorhaben aus dem Bereich Architektur/Geschichtswissenschaften eingegangen, in dessen Verlauf Graphen für die Modellierung der Forschungsdaten und deren anschließende Analyse verwendet wurden.
Im vierten Abschnitt wird der Import von XML-Daten in eine Graphdatenbank anhand von Beispieldaten aus der Epidat-Datenbank des Steinheim-Instituts in Essen erklärt. In einem zweiten Schritt werden die in verschiedenen XML-Varianten vorliegenden Textdaten des Deutschen Textarchivs im Graph modelliert.
Schließlich folgen im Anhang Konzepte zum Graph-Refactoring, zum projektspezifischen Datenimport und zur Struktur von Cypher-Queries.
Mit der Vermittlung der Konzepte von Graphen und Graphdatenbanken werden Kompetenzen in den Bereichen Modellierung (was hängt wie zusammen), Quellenkritik (welche Qualität haben die Informationen in Knoten und Kanten) und der Verknüpfung von wissenschaftlicher Fragestellung und ihrer digitalen Modellierung geschärft. Daher vermittelt dieses Studienbuch dem Leser wichtiges Rüstzeug für die zunehmende Digitalisierung immer größerer, auch die Geisteswissenschaften umfassender, Bereiche der Gesellschaft.
Für Fragen und Rückmeldungen stehe ich gerne zur Verfügung und wünsche beim Studium des Buches viel Freude.
Gießen, im August 2018
Andreas Kuczera